Von „Imperialismus“ ist heutzutage nur noch selten die Rede. Dabei spielte der Begriff lange Zeit eine wichtige Rolle in linken und wissenschaftlichen Debatten. Imperialismus wurde dabei meist als eine besondere historische Ausformung oder Phase im Kapitalismus verstanden. Aber taugt dieser Begriff immer noch für eine kritische Analyse? Und wieso stellen wir diese Frage genau jetzt?
Die öffentlichen Ankündigungen verschiedener bundesdeutscher SpitzenpolitikerInnen lassen tief blicken: Auf der Münchener Sicherheitskonferenz forderte Bundespräsident Joachim Gauck Anfang Januar, Deutschland solle sich militärisch stärker einmischen – im Klartext: Mehr Kriege führen. Die dafür zuständige Ministerin Ursula von der Leyen pflichtete ihm bei und sprach auch offen über wirtschaftliche Interessen als Motiv für eine verstärkte Orientierung der deutschen Militärpolitik auf den afrikanischen Kontinent: „Ein boomendes Afrika ist eine Chance, gerade für ein Land mit einer so starken Exportwirtschaft“, so Kriegsministerin von der Leyen im Januar 2014.
Höchste Zeit also, sich zu fragen, was an den Imperialismustheorien hilfreich ist, um solche Aussagen und die Politik, für die sie stehen, zu begreifen und anzugreifen. In unserem Seminar wollen wir sowohl versuchen, uns den Begriff Imperialismus theoretisch zu erschließen, als auch konkreten Fragestellungen nachgehen. Wie wird Imperialismus überhaupt definiert, welche ökonomischen Bedingungen kennzeichnen diese spezielle Phase des Kapitalismus? Was ist ein „imperialistischer Staat“ oder ein „imperialistischer Krieg“? Handeln alle „imperialistischen Akteure“ einheitlich oder gibt es auch „inner-imperialistische Konflikte“? Gibt es so etwas wie ein „imperialistisches Zentrum“ oder ist Herrschaft heute dezentral und verstreut?
Ein besonderer Schwerpunkt soll dabei der Zusammenhang zwischen Militarismus und Imperialismus sein. Die Bundeswehr inszeniert sich gerne als humanitäre Rettungseinheit, die überall auf der Welt Brücken baut und die Bevölkerung vor Terror und Krieg beschützt. Aber welche Rolle spielen die Bundeswehr und andere NATO-Armeen in weltweiten Konflikten tatsächlich, welche geo-strategischen, militärischen oder ökonomischen Interessen setzen sie mit welchen Mitteln durch? Welche Rolle spielen die zivil-militärische Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und NGO’s oder die vielfältigen Werbemaßnahmen der Bundeswehr, und wie wirken sie sich auf die Militarisierung der deutschen Gesellschaft aus?
Für unser Seminar haben wir kompetente Referenten der Informationsstelle Militarismus sowie der Zeitschrift Marxistische Blätter gewonnen. Wir wollen uns informieren lassen, aber natürlich auch zusammen diskutieren und Fragen stellen. Vorkenntnisse sind dafür nicht notwendig. Das Seminar beginnt am Samstag, den 31. Mai pünktlich um 12 Uhr und wird bis ca. 18 Uhr dauern. Für Kaffee und Kuchen wird gesorgt, und wer mag kann ja im Anschluß noch das ein oder andere Kaltgetränk mit uns zu sich nehmen.
Um besser planen zu können, bitten wir darum, dass ihr euch bei Interesse bis zum 28. Mai unter der Adresse seered@riseup.net anmeldet (bei Bedarf gibt es hier unseren PGP-Key). Ihr erhaltet dann eine Anmeldebestätigung sowie die Adresse des Ortes in Düsseldorf, an dem das Seminar stattfindet.